Craftbeer

Craft Beer

Was ist ein Craftbeer?

Craftbeer ist ein Sammelbegriff für Biere und bedeutet wörtlich übersetzt „handwerklich gebrautes Bier“. Eine eindeutige Definition gibt es jedoch nicht. Ursprünglich aus den USA stammend, hat die Craft-Beer-Bewegung in den letzten Jahren auch Deutschland erreicht. Ihre Wurzeln liegen in der Zeit der Prohibition in den USA (1919-1933), als die Herstellung, der Verkauf und der Transport von Alkohol gesetzlich verboten waren. Dieses Verbot führte zu einem dramatischen Rückgang der Brauereien, von dem sich der amerikanische Biermarkt nur langsam erholte. In den 1970er Jahren dominierten nur sechs große Brauereien den Markt.

1978 unterzeichnete der damalige US-Präsident Jimmy Carter ein Gesetz, das das Heimbrauen („homebrewing“) legalisierte. Dieses Ereignis markierte den Beginn einer dynamischen Craft-Bier-Szene in den USA, die sich in den letzten Jahrzehnten zu einem Motor der Biervielfalt entwickelt hat. Die Brewers Association definiert Craftbeer als Bier, das in kleinen Mengen, unabhängig von Konzernen und nach traditionellen Methoden hergestellt wird. Dabei sind die Produktionsmengen, die in den USA als „small“ gelten, mit bis zu 7,15 Millionen Hektolitern deutlich höher als in Deutschland.

Craftbeer in Deutschland – eine eigene Definition

Deutschland ist seit jeher bekannt für seine Bierkultur. Mit mehr als 1.500 Brauereien und rund 7.000 verschiedenen Biermarken ist die Vielfalt enorm. Anders als in den USA wird Craftbeer in Deutschland oft nicht über die Größe der Brauerei definiert, sondern über die besonderen Eigenschaften des Bieres. Craftbeer steht hierzulande für aromaintensive, hopfen- oder malzbetonte Kreationen, die häufig von Experimentierfreude und Regionalität geprägt sind.

Wie und wo wird Craftbeer gebraut?

Craftbeer wird in Deutschland sowohl von traditionellen Brauereien als auch von jungen, innovativen Unternehmen hergestellt. Ziel ist oft nicht die Massentauglichkeit, sondern die Schaffung außergewöhnlicher Geschmackserlebnisse. Eine häufig angewandte Technik ist die Kalthopfung, bei der nach dem Würzekochen während der Gärung oder Lagerung zusätzliche Hopfenaromen eingebracht werden. Das Ergebnis sind Biere mit fruchtigen oder intensiven Geschmacksprofilen, die oft zu besonderen Anlässen oder in Kombination mit speziellen Speisen genossen werden.

Ein Trend aus den USA – inspiriert von Europa

Obwohl der Begriff Craftbeer in den USA geprägt wurde, sind seine Wurzeln stark mit der europäischen Braukunst verbunden. Insbesondere die deutsche Brautradition und das Reinheitsgebot dienten den amerikanischen Craft-Brauern als Vorbild. Noch heute werden fast 99 Prozent aller deutschen und die Mehrzahl der amerikanischen Craft-Biere nach dem Reinheitsgebot gebraut. Nur eine kleine Nische experimentiert mit natürlichen Zutaten wie Früchten oder Gewürzen.

Reinheitsgebot und Craftbeer – ein Widerspruch?

Keineswegs! Mit seinen 250 Hopfen-, 40 Malz- und fast 200 Hefesorten bietet das Reinheitsgebot den Brauern eine riesige Spielwiese (2 Millionen verschiedene Kombinationen). Durch innovative Brauverfahren wie Kalthopfung oder ungefilterte Herstellung entstehen Millionen möglicher Variationen von Craft-Bieren – alle innerhalb der Grenzen des Reinheitsgebots. Für darüber hinausgehende Biere, etwa mit Kräutern oder Früchten, gibt es spezielle gesetzliche Ausnahmeregelungen.

Bereicherung statt Konkurrenz

Die Craft-Beer-Bewegung wird von den deutschen Brauern nicht als Konkurrenz, sondern als Bereicherung empfunden. Viele etablierte Brauereien sind selbst erfolgreich in diesem Segment tätig. Craftbeer rückt die Braukunst wieder ins Rampenlicht, steigert die Wertschätzung für Bier und erschließt den Brauereien neue Zielgruppen. Dieser Trend stärkt die Vielfalt und Kreativität der deutschen Bierlandschaft und fördert die Rückbesinnung auf hochwertige, handwerkliche Braukunst.