Rückenschmerzen

Rückenschmerzen

Was sind Rückenschmerzen?

Rückenschmerzen, medizinisch als Notalgie bezeichnet, umfassen alle Schmerzen im Bereich des Rückens, unabhängig von deren Ursache und Intensität. Je nach Lokalisation werden Rückenschmerzen weiter unterteilt:

  • Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule werden häufig als Kreuzschmerzen (medizinisch: Lumbalgie oder Lumbago) bezeichnet. Im weiteren Sinne spricht man auch vom LWS-Syndrom.
  • Schmerzen im Bereich der Brustwirbelsäule werden als Dorsalgie oder BWS-Syndrom bezeichnet. Der Begriff kann sowohl unspezifische Rückenschmerzen als auch spezifische Schmerzen im Bereich der Brustwirbelsäule beschreiben.
  • Beschwerden, die die Halswirbelsäule betreffen, werden als Nackenschmerzen, Zervikalgie oder HWS-Syndrom bezeichnet.

Wenn die Schmerzen in die Extremitäten ausstrahlen, werden sie spezifisch bezeichnet:

  • Im Bereich der Lendenwirbelsäule spricht man von einer (Lumbo-)Ischialgie, die typischerweise entlang des Ischiasnervs bis in die Beine ausstrahlen kann.
  • Strahlen die Schmerzen von der Halswirbelsäule in die Arme oder Hände aus, spricht man von einer (Zerviko-)Brachialgie.

Diese klare Differenzierung der Schmerzlokalisation und -charakteristik ist für die gezielte Ursachenfindung und mögliche Behandlung von entscheidender Bedeutung.

Unterscheidung zwischen akuten, subakuten und chronischen Rückenschmerzen

Rückenschmerzen können nach ihrer Dauer und ihrem Verlauf definiert werden. Akute Rückenschmerzen dauern weniger als sechs Wochen, subakute Rückenschmerzen sechs bis zwölf Wochen und chronische Rückenschmerzen länger als zwölf Wochen.

Eine weitere Definition unterscheidet genauer zwischen akuten und vorübergehenden Schmerzen: akute Rückenschmerzen treten entweder erstmals oder nach mindestens sechsmonatiger Beschwerdefreiheit plötzlich innerhalb eines Tages auf und dauern maximal drei Monate an. Vorübergehende Rückenschmerzen dauern ebenfalls nicht länger als drei Monate, treten aber innerhalb eines Jahres nicht wieder auf. Wiederkehrende Rückenschmerzen treten in mehr als einer Episode, aber an weniger als der Hälfte der Tage eines Jahres auf. Im Gegensatz dazu sind chronische Kreuzschmerzen durch häufige Episoden gekennzeichnet, die an mehr als der Hälfte der Tage eines Jahres auftreten.

Ein akuter, stechender Schmerz im Bereich der Lendenwirbelsäule wird umgangssprachlich als Hexenschuss bezeichnet. Er entsteht durch eine Reizung der sensiblen Nervenfasern, die die Wirbelsäule selbst versorgen. Eine Kompression der aus der Wirbelsäule austretenden Spinalnerven, die für die Versorgung des übrigen Körpers zuständig sind, liegt nicht vor.

Wer leidet am meisten unter Rückenschmerzen?

In Deutschland leiden derzeit statistisch gesehen 27 bis 40 % der Bevölkerung an Rückenschmerzen. Etwa 70 % der Bevölkerung haben mindestens einmal im Jahr mit Rückenschmerzen zu kämpfen, während 80 % mindestens einmal im Leben betroffen sind. Von den verschiedenen Abschnitten der Wirbelsäule ist die Brustwirbelsäule (BWS) am seltensten und die Lendenwirbelsäule (LWS) am häufigsten von Rückenschmerzen betroffen.

Die Altersgruppe der 50- bis 70-Jährigen weist die höchste Häufigkeit von Rückenschmerzen auf, aber auch Kinder sind betroffen. Rückenschmerzen sind nach Infektionen der Atemwege die zweithäufigste Ursache für Arztbesuche, was ihre hohe gesundheitliche Relevanz verdeutlicht.

Die volkswirtschaftlichen Auswirkungen von Rückenschmerzen sind beträchtlich. Erkrankungen der Wirbelsäule verursachen etwa 15 % aller Arbeitsunfähigkeitstage und sind in vergleichbarem Umfang Ursache für Frühverrentungen. Im Jahr 2010 betrug der volkswirtschaftliche Schaden durch chronische Rückenschmerzen 17,5 Milliarden Euro. Angesichts dieser Belastung kommt dem Gesundheitsschutz der Beschäftigten eine zentrale Rolle zu. Der richtige Umgang mit Lasten wie Heben, Tragen oder Ziehen wird im Rahmen der arbeitsmedizinischen Gefährdungsbeurteilung mit Methoden wie der Leitmerkmalmethode besonders berücksichtigt.

Ursachen von Rückenschmerzen

Ein Überblick

Rückenschmerzen können durch eine Vielzahl orthopädischer und unfallchirurgischer Krankheitsbilder ausgelöst werden. Zu den häufigsten Ursachen zählen Wirbelbrüche, Bandscheibenvorfälle, Spinalstenosen, Gleitwirbel und degenerative Erkrankungen wie die Osteochondrose. Auch entzündliche Erkrankungen wie Morbus Scheuermann oder Morbus Bechterew sowie tumoröse Veränderungen der Wirbel kommen als Auslöser in Frage.

Darüber hinaus können internistische Erkrankungen Rückenschmerzen verursachen, indem sie in den Rücken ausstrahlen. Beispiele sind

  • Pleuritis (Rippenfellentzündung) mit atemabhängigen Schmerzen,
  • Koronare Herzkrankheit mit belastungsabhängigen Schmerzen,
  • Zwölffingerdarmgeschwür (Ulcus duodeni) mit nahrungsabhängigen Schmerzen,
  • Gallenkoliken mit Ausstrahlung in die rechte Schulter oder in den Rücken,
  • Bauchspeicheldrüsenentzündung, die in den Rücken ausstrahlen kann.

Plötzlich auftretende starke Rückenschmerzen, insbesondere im Bereich zwischen den Schulterblättern, können auf ernsthafte Erkrankungen wie eine Aortendissektion, einen Herzinfarkt oder eine Lungenembolie hinweisen. Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule sind häufig auf eine Nierenbeckenentzündung, Nieren- oder Harnleitersteine zurückzuführen. Auch gynäkologische Erkrankungen oder eine Gürtelrose können Rückenschmerzen verursachen.

Psychosomatische Einflüsse bei Rückenschmerzen

Psychosomatische Faktoren spielen bei der Entstehung von Rückenschmerzen eine zentrale Rolle. Umgangssprachliche Redewendungen wie „etwas Schweres tragen“ oder „jemandem das Rückgrat brechen“ spiegeln den engen Zusammenhang zwischen psychischer Belastung und Rückenschmerzen wider. Studien zeigen, dass in mindestens 40 % der Fälle keine organische Ursache gefunden wird. In diesen Fällen sind häufig psychische Belastungen wie Überforderung, Konflikte, mangelnde Arbeitszufriedenheit oder überhöhte Selbstansprüche ausschlaggebend. Rückenschmerzen ohne organische Ursache können auch körperlicher Ausdruck einer Depression sein.

Unspezifische Rückenschmerzen und andere Ursachen

Unspezifische Rückenschmerzen haben ihre Ursache häufig in Blockierungen der Wirbelgelenke, insbesondere im Bereich der Lendenwirbelsäule und der Kreuz-Darmbein-Gelenke. Solche Blockierungen können sowohl primär als auch sekundär als Folge anderer Erkrankungen auftreten. Weitere häufige Auslöser sind verspannte Muskeln, Fehlhaltungen, Übergewicht, mangelnde Bewegung, langes Sitzen sowie seelische und berufliche Belastungen.

Dieses komplexe Zusammenspiel von physischen, psychischen und sozialen Faktoren verdeutlicht die Vielschichtigkeit der Ursachen von Rückenschmerzen und die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes in Diagnostik und Therapie.

Wie werden Rückenschmerzen diagnostiziert?

Die Anamnese klärt die Ausbreitung des Schmerzes, seine Charakteristika und sein Auftreten in bestimmten Situationen, einschließlich einer möglichen Bewegungsabhängigkeit. Nach schmerzfreien Intervallen kann ein Übergang in eine chronische Form erfolgen. Die Abgrenzung zu Nervenwurzelreizungen wie dem Ischiassyndrom ist oft schwierig. Wenn die ausstrahlenden Schmerzen nicht dem Dermatom eines Spinalnerven entsprechen, spricht man von einer „pseudoradikulären Symptomatik“.

In der klinischen Untersuchung werden Muskelhartspann, Beweglichkeit, Beinlängendifferenz, pathologische Veränderungen und Funktionsdefizite wie Durchblutung, Motorik und Sensibilität (pDMS) geprüft.

Bildgebende Verfahren (Röntgen, CT, MRT) sind bei „red flags“ wie neu aufgetretenen Lähmungen oder Blasen- und Mastdarmstörungen erforderlich. Degenerative Bandscheibenveränderungen sind im Erwachsenenalter häufig: Eine MRT-Studie an beschwerdefreien Personen zeigte bei 52 % Bandscheibenvorwölbungen, bei 27 % Bandscheibenvorfälle und bei 1 % eine Kompression von Nervengewebe. Etwa 38 % der untersuchten Personen wiesen Auffälligkeiten an mehreren Bandscheiben auf.

Therapie und Vorbeugung von Rückenschmerzen

Die Vorbeugung von Rückenschmerzen setzt auf rückengerechtes Verhalten im Alltag, wie z.B. richtiges Heben, sowie auf gezielte Bewegung durch Gymnastik und Ausgleichssport.

Die Therapie richtet sich nach Ursache und Dauer der Beschwerden. Akute Rückenschmerzen erfordern meist nur eine symptomatische Behandlung, z. B. mit Schmerzmitteln wie nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR). Ergänzend können physiotherapeutische Maßnahmen wie Krankengymnastik, manuelle Therapie, Osteopathie oder Fangopackungen eingesetzt werden. Schnelles Handeln kann einem Schmerzgedächtnis vorbeugen.

Bei chronischen Rückenschmerzen gelten Maßnahmen, die die aktive Mitarbeit des Patienten fördern, als besonders wirksam. Verhaltenstherapie, Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, Yoga, Rückenschule und Alexandertechnik können helfen, körpergerechte Bewegungsabläufe zu erlernen und im Alltag umzusetzen.

Die Akupunktur zeigt in Studien wie der GERAC-Studie vielversprechende Ergebnisse bei chronischen Kreuzschmerzen, wobei die Unterschiede zwischen chinesischen und falschen Akupunkturpunkten gering sind. Sie wird dennoch als ergänzende Therapieoption empfohlen.

Bei therapierefraktären neuropathischen Schmerzen kann die Neuromodulation (Spinal Cord Stimulation, SCS) eingesetzt werden, die in der S3-Leitlinie mit dem Empfehlungsgrad B aufgeführt ist. Auch Magnesium und sogar Placebos können zur Linderung beitragen.

10 Tipps gegen Rückenschmerzen

Besser als Schmerzen zu behandeln ist es, ihnen vorzubeugen. Vorbeugung beginnt mit ausreichender Bewegung, die für alle Berufsgruppen wichtig ist. Einseitige Belastungen, Bewegungsmangel und Fehlhaltungen sollten konsequent vermieden werden. Eine Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining stärkt die Muskulatur und sorgt für den notwendigen körperlichen Ausgleich.

Um auch im Alltag aktiv etwas für die Rückengesundheit zu tun, hier zehn hilfreiche Tipps:

  1. Rückenfreundlicher Sport
    Bewegung ist das A und O für einen gesunden Rücken. Besonders geeignet sind Aktivitäten wie Walking, Aqua-Fitness, Nordic-Walking, Tanzen, Yoga, Pilates, Tai-Chi oder gezielte Übungen aus der Rückenschule, die die Bauch- und Rückenmuskulatur stärken.
  2. Wärme
    Wärme kann bei Verspannungen Wunder wirken. Wärmepflaster, ein warmes Bad oder eine Wärmflasche fördern die Durchblutung und lockern verspannte Muskeln.
  3. Physiotherapie
    Regelmäßige Krankengymnastik kann gezielt bei Rückenproblemen helfen. Physiotherapeuten erarbeiten individuelle Übungen, um Verspannungen zu lösen und die Rückenmuskulatur zu stärken.
  4. Übergewicht abbauen
    Überflüssige Pfunde belasten die Wirbelsäule und können langfristig zu Rückenschmerzen führen. Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung helfen beim Abnehmen und entlasten den Rücken.
  5. Richtig heben und sitzen
    Richtiges Heben und Sitzen ist wichtig, um den Rücken zu schonen. Schwere Gegenstände sollten immer aus den Beinen heraus und mit geradem Rücken gehoben werden. Beim Sitzen sollte darauf geachtet werden, dass der Rücken gerade bleibt und die Sitzposition regelmäßig gewechselt wird.
  6. Prüfen Sie Ihre Matratze.
    Eine falsche Matratze oder ein ungeeignetes Kopfkissen können Rückenschmerzen begünstigen. Eine Matratze sollte weder zu weich noch zu hart sein und die Wirbelsäule in ihrer natürlichen Form stützen. Gegebenenfalls lohnt sich eine Beratung im Fachhandel.
  7. Psyche stärken
    Stress und psychische Belastungen haben einen großen Einfluss auf Rückenschmerzen. Techniken wie Meditation, Achtsamkeitstraining oder Entspannungsübungen können helfen, Stress abzubauen und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern.
  8. Medikamentöse Therapie in Absprache mit dem Arzt.
    Bei akuten oder chronischen Schmerzen können in Absprache mit dem Arzt schmerzstillende oder entzündungshemmende Medikamente eingenommen werden. Dies sollte jedoch immer in Kombination mit anderen Maßnahmen erfolgen, um einen langfristigen Erfolg zu erzielen.
  9. Ergonomie am Arbeitsplatz
    Vor allem bei sitzenden Tätigkeiten ist ein ergonomisch gestalteter Arbeitsplatz wichtig. Dynamisches Sitzen, also das regelmäßige Wechseln der Sitzposition, entlastet den Rücken. Ein individuell einstellbarer Bürostuhl, richtig positionierte Bildschirme und Tastaturen sowie ein dynamisches Sitzkissen können den Rücken im Arbeitsalltag unterstützen.
  10. Bewegung in den Alltag integrieren
    Kleine Veränderungen im Alltag können viel bewirken. Zum Beispiel beim Telefonieren aufstehen, in der Mittagspause spazieren gehen, mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren oder eine Bushaltestelle früher aussteigen und den Rest zu Fuß gehen.

Mit diesen Tipps kannst du nicht nur Rückenschmerzen wirksam vorbeugen, sondern auch akute Beschwerden lindern und langfristig die Gesundheit deines Rückens fördern.

Akute Rückenschmerzen: Diese 3 einfachen Übungen helfen

Mit folgenden Übungen/Bewegungsabläufen können Sie Ihrem Rücken im Büro ganz einfach etwas Gutes tun.

  1. Schulter und Wirbelsäule
    Setzen Sie sich aufrecht auf einen Stuhl. Der Rücken liegt an der Lehne an. Fassen Sie sich an den Händen, als würden Sie sich die Hand geben, und strecken Sie die Arme nach vorne aus. Atmen Sie tief ein und heben Sie die Arme senkrecht nach oben. Strecken Sie sich weit nach hinten und bleiben Sie in dieser Position für zwei bis drei tiefe Atemzüge. Dann lassen Sie die Arme beim Ausatmen langsam wieder nach vorne sinken, entspannen sich kurz und wiederholen die Übung noch zweimal.
  2. Übung für den Oberkörper
    Beugen Sie sich im Sitzen langsam nach vorne, bis der Oberkörper auf den Oberschenkeln aufliegt. Machen Sie dabei den Rücken rund. Lassen Sie den Kopf locker in Richtung Knie hängen. Umfassen Sie mit beiden Händen Ihre Fußgelenke und verstärken Sie die Dehnung des Oberkörpers durch leichtes Ziehen. Halten Sie diese Position ca. 20 Sekunden und atmen Sie dabei weiter ein und aus. Lassen Sie dann die Fußgelenke los und rollen Sie den Rücken von unten beginnend Wirbel für Wirbel langsam wieder auf.
  3. Dehnung der Nackenmuskulatur
    Neigen Sie den Kopf langsam nach rechts, den Blick nach vorne gerichtet, das Kinn angehoben. Achten Sie auf eine aufrechte Körperhaltung. Greifen Sie mit der rechten Hand über den Kopf und verstärken Sie die Dehnung des Nackens vorsichtig durch leichtes Ziehen. Den linken Arm zum Boden ziehen und die linke Schulter nach unten drücken. Die Position etwa zehn Sekunden halten. Übung abwechselnd mit der anderen Seite wiederholen.